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Yerevan September 2014

3.40 am Morgen. Am Flughafen Yerevan holen uns die Freunde ab, gut gelaunt und herzlich trotz der Tageszeit.

Nach langem Ausschlafen langsam die Umgewöhnung. Dem mitteleuropäischem, vor allem Schweizer Herbst entkommen sind es hier 35 Grad und über der Stadt liegt der Dunst kaukasischer Hitze. Den Ararat verbirgt ein Hochhaus der kleinen Neubausiedlung, die vor zwanzig Jahren für Flüchtlinge aus Nagorny-Karabach gebaut wurden. In einem dieser Häuser haben uns die Freunde ihre Wohnung zur Verfügung gestellt, die in den nächsten drei  Monaten unser Zuhause  sein wird.

Immer wieder wird es um dieses Thema gehe: Refugees, die Flüchtlinge, Vertriebenen. Gesichter, Situationen, Geschichten. Lebensverhältnisse, Dächer über den Köpfen und die Welt drumherum.

Zunächst aber Yerevan und Umgebendes.

Ruinierte Ruinen: Erster Weg in Yerevans Innenstadt, schon seit Jahren eine Turbo-City, in der es nicht nach europäischen Maßstäben um Gentrifizierung geht, sondern um eine mehr oder weniger flächendeckende Zerstörung von letzten historischen Resten zugunsten der Wahrzeichen des "Neuen Geldes" und der architektonischen Geschmacklosigkeiten.

 

Die "Höhlenbewohner" der Buzand Street: Von aussen sind nur Ruinen zu sehen, Eingänge wie in Katakomben, höhlenartige Räume. Bei Tageslicht sieht man nur diese letzten Fragmente eines einstmals prachtvollen Viertels, welches jetzt von gleichförmig protzigen Hochhäussern eingezingelt ist. Trotz der überall im letzten Verwitterungstadium zu sehenden Schildern der Denkmalspflege ist dieses Viertel der Okkupation der Bulldozer ausgeliefert.

Erst in der Abenddämmerung werden sie sichtbar - die letzetn "Widerständigen", deren Widerstand sich jedoch lediglich aus der Not, keinen anderen Platz zum Wohnen zu haben, speisst. Andere Bemühungen, dieses "Erbe" zu erhalten, sind schon längst nicht mehr zu finden.

 

Boulevard of dreams (brocken): 2012 war er fertiggestellt, der Boulevard wenige Meter von der Buzand Street entfernt. Alles schick,  alles sicher und gut bewacht.

 

2014: andere Höhlengräber am Werk - die glatte Oberfläche muss noch einmal weichen, damit eine tiefe Garage Platz machen kann für all die Luxuskarossen der neuen Menschen, die ungebrochenen Fusses den Boulevard entlang balancieren.

Kein Heimweh am Abend - auch wenn das Licht locken will.

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